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Stadtarchiv Rhede wurde erstmals zum außerschulischen Lernort
Am Freitag, 25. Mai 2012 tauschten Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 b der Realschule Rhede mit Lehrer Roland Schulz ihren Klassenraum mit dem Stadtarchiv Rhede. Erstmals fand ein Geschichtsunterricht zur Unterrichtseinheit "Die Industrialisierung im Westmünsterland" im Rheder Stadtarchiv statt.
Die Schülerinnen und Schüler studierten begeistert Originalquellen aus dem Stadtarchiv. Diese gaben Hinweise auf den Alltag von Arbeitern und Unternehmen, in Rhede hat dabei die Textilindustrie eine besondere Rolle gespielt. Aber auch die gesellschaftlichen Unterschiede, die Lebens- und Wohnsituation der Menschen bis hin zur Ernährung und der Situation der Kinder und Frauen wurden angesprochen. Das Thema Industrialisierung bietet sich für das Programm "Lernen vor Ort" besonders an, weil so ein echter Bezug zur Geschichte der eigenen Heimatstadt hergestellt werden kann.
Die Jugendlichen konnten mit Hilfe historischen Informationsmaterials wie Bilder, Karten, Texte und Urkunden die Fragen zu den verschiedenen Themen in Gruppen lösen. Eine Führung durch das Rheder Stadtarchiv war ein weiterer spannender Teil dieser Unterrichtseinheit. Berthold Kamps, Stadtarchiv Rhede, erläuterte den Schülerinnen und Schüler die zahlreichen Archivbestände und verriet, dass die älteste Urkunde aus dem Jahre 1365 und die erste Akte aus dem Jahre 1760 stamme.
Möglich macht dieses neue Bildungsangebot das Bundesprogramm "Lernen vor Ort", an dem sich der Kreis Borken als eine von bundesweit 40 Kommunen beteiligt. Ziel dieses Programms ist es, Bildung als ganzheitliche und zentrale Aufgabe wahrzunehmen und Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen zu schaffen. Angestrebt ist, dass die außerschulischen Lernorte möglichst fest in den schulischen Alltag integriert werden. Die Angebote sind handlungs- und kompetenzorientiert angelegt und regen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Region an. Neben einigen Stadtarchiven zählen auch verschiedene Museen im Kreis Borken zu den außerschulischen Lernorten. Ende des letzten Jahres fand erstmals eine Unterrichtseinheit zu den Themen Hygiene, bakterielle Infektionskrankheiten, Virusinfektionen und Impfungen im Medizin- und Apothekenmuseum Rhede statt. Die Schülerinnen und Schüler waren von dieser Lerneinheit sehr begeistert und konnten umfangreiche fachliche und überfachliche Kompetenzen, entwickeln, die im traditionellen Biologieunterricht einer Schule nur in Ansätzen zu erreichen wäre.
Das Projekt bietet darüber hinaus einen Beitrag zur ästhetischen Bildung, trägt zu einer umfassenden Persönlichkeitsförderung der Jugendlichen bei und unterstützt somit aktiv die kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft. Der Umgang mit Fachleuten in den Museen und Archiven eröffnet neue Perspektiven, um über die heutigen kulturellen und soziologischen Rahmenbedingungen nachzudenken.
Neben Biologie und Geschichte gibt es für die weiterführenden Schulen (Sekundarstufe I – Klassen 8 bis 10) im Kreis Borken weitere erprobte Fächerangebote für Kunst, Musik, Erdkunde und Physik. Begleitet wird dieser Prozess zur Entwicklung und Profilierung der kulturellen Bildung von einer Arbeitsgruppe "Qualitätsentwicklung in der Kulturellen Bildung".
Geschichtslehrkräfte, die Interesse an einer Durchführung mit ihrer Klasse haben, können sich im Stadtarchiv Rhede unter Telefon 02872-930111 bei Berthold Kamps melden. Für die Lehrerinnen und Lehrer des Faches Biologie steht Dr. Angelika Zerwes vom Medizin- und Apothekenmuseum unter 02872-7923 für Anmeldungen und Auskünfte zur Verfügung.