Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist eine in Deutschland heimische Schmetterlingsart, deren Raupen sich ausschließlich von Eichenblättern ernähren. Dabei werden bevorzugt Bäume befallen, die an lichten, sonnigen Standorten, wie zum Beispiel Wald- und Straßenränder oder Lichtungen, stehen. Bei dem EPS handelt es sich um einen unscheinbaren Nachtfalter, der mit Beginn des dritten von insgesamt sechs Larvenstadien (in der Regel im Zeitraum April/Juni) dauerhafte Brennhaare ausbildet, die Nesselgift enthalten. Die Raupen leben in Kolonien mit bis zu mehreren Tausend Tieren. Zumeist wandern die Raupen am Abend als Prozession aus ihren Nestern in die Baumkronen und fressen dort die Blätter. Im Morgengrauen ziehen die Raupen sich wieder in ihre Nester zurück.
Um Raupen oder Raupennester des Eichenprozessionsspinners an Bäumen im Gebiet der Stadt Rhede zu melden, können Sie unseren Onlineservice nutzen.
Lebenszyklus des Eichenprozessionsspinners
- Von September bis April überwintern die Eigelege in den Bäumen
- Von April bis Ende Juni fressen die Raupen das Blattwerk der Eichen
- Im Juli findet die Verpuppung der Raupen zum Nachtfalter statt (Puppenstadium)
- Von August bis September Verbreitung des Nachtfalters (Flugzeiten) und Eiablage
Warum sind die Raupen ein Problem?
Die Raupen des EPS können sowohl im Hinblick auf mögliche Gesundheitsgefährdungen für Menschen als auch aus forstwirtschaftlicher Sicht problematisch sein:
In Eichenwäldern und Mischwäldern mit hohem Eichenanteil sind unter anderem Raupen des EPS (alle Larvenstadien) ein Teil der sogenannten Frühjahrsfraßgesellschaft, die bei Massenvermehrungen einzelne Eichen, aber auch ganze Eichenbestände, kahl fressen kann.
Wie zuvor erwähnt bilden die Raupen ab dem dritten von insgesamt sechs Larvenstadien Brennhaare, die Nesselgift enthalten. Die Brennhaare können beim Menschen Gesundheitsbeeinträchtigungen hervorrufen. Die Brennhaare sind mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Die mit Widerhaken besetzen Raupenhaare sind nur 0,1 bis 0,3 Millimeter groß, haften sehr gut an der Kleidung und dringen leicht in die Haut und Schleimhäute ein. Dabei geben sie das Thaumetopoein in die Haut ab. Dieses Nesselgift löst eine pseudoallergische Reaktion aus, diese können sich in Hautausschlägen bis hin zu Atemwegsproblemen zeigen.
Die Härchen verbreiten sich aus den Nestern heraus mit dem Wind. Sie sind sehr langlebig und stellen daher bei direktem Kontakt auch nach Jahren noch eine Gefahrenquelle dar.
Wer ist gefährdet?
In den EPS betroffenen Gebieten sind gefährdet:
- Erholungssuchende im Wald und an Waldrändern
- direkte Anwohner
- Besitzer befallender Eichen im eigenem Garten
- Besucher von Freizeitanlagen (zum Beispiel Sportplatz, Schwimmbad, Spielplatz, Campinganlagen, Parkplatz)
- spielende Kinder bei Berührung der Raupen oder Nester, im Umfeld von Schulen, Kindergärten und Jugendherbergen
- Waldarbeiter
- Brennholzsammler
- Arbeitskräfte von Landschaftspflegebetrieben und Straßenmeistereien
- Tiere, die am bodenliegende Haare oder Nester mit der Nahrung aufnehmen
Was für Symptome können auftreten?
Folgende Krankheitssymptome können nach einem Kontakt mit Haaren des EPS auftreten:
- bei Kontakt mit der Haut: Juckreiz, Hautausschlag, Quaddeln (vorrangig betroffen sind Gesicht, Hals und Unterarme)
- bei Kontakt mit den Augen: Bindehautentzündungen, vereinzelnd auch Hornhautentzündungen
- durch Einatmen der Härchen: Reizungen der Mund- und Nasenschleimhäute
Die ersten Symptome treten meist nach 6 bis 8 Stunden auf und können 2 Tage bis 2 Wochen anhalten. Durch wiederholten Kontakt mit den Brennhärchen können die Reaktionen zunehmend verstärkt werden.
Vorbeugende Maßnahmen
- Informieren Sie Ihre Kinder über die Gefahren die von den Raupen und den Nestern ausgehen.
- Meiden Sie möglichst die Befallsgebiete.
- Berühren Sie weder Raupen noch deren Gespinste.
- Achten Sie darauf, dass besonders empfindliche Hautbereiche mit Kleidung bedeckt sind. Tragen Sie beim Fahrradfahren zum Schutz der Augen eine Brille/ Sonnenbrille.
Akute Maßnahmen bei Kontakt mit den Härchen
Sollte es trotz Vorsichtsmaßnahmen dazu gekommen sein, dass Sie mit den Raupen und/oder den Brennhärchen in Kontakt gekommen sind, sollten Sie:
- vermeiden, die gereizte Hautpartie (trotz Juckreiz) zu kratzen.
- die Kleidung wechseln und die getragene Kleidung bei mindestens 60 ° Grad waschen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das in den Brennhärchen vorhandene Nesselgift unschädlich gemacht wird.
- Duschen und die Haare waschen, damit noch in den Haaren und auf der Haut vorhandene Härchen abgespült werden.
- Trotz Juckreiz sollte es vermieden werden, die gereizte Partie zu kratzen.
- versuchen, die noch auf der Haut befindlichen Härchen mit einem Klebestreifen abzunehmen.
- bei stärkeren Beschwerden, insbesondere bei Atembeschwerden oder Augenreizungen Ihren Arzt/ Augenarzt aufsuchen.
Maßnahmen der Stadt Rhede
Die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass der Eichenprozessionsspinner sich immer weiter ausbreitet. Auf Basis der Auswertung des Befalls im Jahr 2019 wurde ein Konzept zur Eindämmung der Population entwickelt, welches als mehrstufiges System verschiedenen Maßnahmen vorsieht. Es ergibt sich hieraus ein mehrstufiges System, welches verschiedenen Maßnahmen vorsieht:
- Aufstellung von Warnschildern
An bekannten Befallstandorten, sowie in Bereichen, die potenziell eine höhere Befallsgefährdung aufweisen, werden vermehrt Hinweisschilder angebracht. - Vorbeugende Behandlung von Bäumen
Präventiv wurden im Frühjahr 2020 an einigen Straßen sowohl Einzelbäume, als auch Baumreihen mit dem Bacillus Thuringiensis behandelt. Damit soll ein Befall mit Eichenprozessionsspinner verhindert, zumindest aber deutlich reduziert werden. - EPS-Fallen
Diese Fallen bestehen aus einem Befestigungsring und einem Auffangbeutel. Die Raupen werden durch einen natürlichen Duftstoff, der vom Auffangbeutel abgegeben wird angelockt. Durch eine spezielle Beschichtung der Innenseite können die Raupen den Beutel nicht mehr verlassen und verenden letztlich. Der Beutel kann sich durch Sonneneinstrahlung auf bis zu 70 ° C erhitzen. Das in den Brennhaaren vorhandene Gift aus Eiweißverbindungen wird dadurch zersetzt. Die Fallen wurden nur an Bäumen befestigt, die mit dem EPS befallenen waren. Es wurden Standorte ausgewählt, die bereits in vergangenen Jahren eine extrem hohe Befallssituation aufgewiesen haben. - Natürliche Fressfeinde
Meisen sollen helfen, die EPS-Plage auf biologische Weise einzudämmen. Die Idee stammt aus den Niederlanden. Dort soll in Straßenzügen mit Eichenbestand, in denen viele Meisen nisten, weniger Raupenbefall beobachtet worden sein. Die Nistkästen wurden gut von Singvögeln angenommen. Hauptspeise der Jungvögel sind Raupen, auch die des EPS in den ersten Larvenstadien, die ansonsten von vielen anderen Vögeln gemieden werden. - Beseitigung von Nestern
Trotz allem ist auch die Beseitigung von Nestern des EPS notwendig. Hierzu arbeitet die Stadt Rhede mit verschiedenen Fachfirmen zusammen.
Vorrangig werden Nester an Schulen, Kindergärten und Bushaltestellen entfernt. Nachrangig werden Nester im Außenbereich bekämpft, hier findet nur eine eingeschränkte Beseitigung statt..
Die Bekämpfung/ Beseitigung der EPS erfolgt ausschließlich auf öffentlichen Flächen beziehungsweise an Bäumen, die im städtischen Eigentum stehen.
Die oben beschriebenen Maßnahmen können den Befall nicht verhindern sondern lediglich dazu beitragen die Auswirkungen zu vermindern.
Aber auch die folgenden, natürlichen Einflussfaktoren haben einen großen Einfluss auf die Populationsentwicklung des Eichenprozessionsspinners:
- späte Fröste im Frühjahr
Während die Jungraupe im Ei tiefe Wintertemperaturen bis -29° C. übersteht, sind die geschlüpften Raupen im April und Mai gegenüber Frösten empfindlich. - Gewitterstürme im Frühjahr/Sommer
Durch Gewitterstürme können Nester des EPS aus den Bäumen geweht werden. - Windstärke und Windrichtung im Spätsommer
Der ausgewachsene Falter fliegt zwischen Ende Juli und Anfang September. Großen Einfluss auf den Ort der Eiablage für die nächste Generation des EPS haben Windstärke und Windrichtung.
Übersichtskarte zu bereits gemeldeten Nestern und dem Status der Bearbeitung