Der Palmsonntag aber war ein Ausnahmetag, vor allem für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Die freuten sich nämlich an diesem Tag auf ihre "Palmvöggelkes", ein Ölgebäck, das ihnen an den Palmstock gehängt wurde.
Äpfel, Ketten aus Pflaumen und Rosinen versüßten diesen Palmstock außerdem. Mit ihren Palmstöcken zogen die Kinder durch die Nachbarschaft und sangen das Lied:
"Palm, Palm Sundagg,
öwwer eenen Sundagg,
dann giwwt´n Ei,
dann giwwt´n Ei,
dann giwwt´n Paoßei."
In unserer überwiegend katholischen Landschaft steht der Sonntag vor Ostern im Zeichen des feierlichen Einzuges Christi in Jerusalem. Symbol der Huldigung sind die Palmen. Echte Palmen wachsen hier nicht, hier gilt der Buchsbaum als „Palm“. Die Zweige des Palms werden zu einem Büschel zusammengebunden und auf die Spitze eines verzierten Stocks gesetzt. Dieser Palmstock wird von den Kindern zur Kirche gebracht und geweiht. Zu Hause wurde der Büschel zerlegt und neben dem Kreuz sichtbar angebracht.
Diese Grundform des Brauches hat dazu geführt, dass sich der Palmsonntag im westlichen Münsterland und damit auch in Rhede zu einem Kinderfest entwickelt hat. Mit dem geschmückten Palmstock ziehen die Kinder in der Nachbarschaft von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten. Dazu wird fröhlich gesungen.
Fotos: Kinder mit Palmstöcken in Rhede, 1930-1952
Copyright: Stadtarchiv Rhede