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Historie von Straßennamen
Bahnhofstraße
Namensgebung um 1836 Hohe Baustrasse, seit 1902 Bahnhofstraße
Die heutige Bahnhofstraße hat im Laufe der Geschichte ihre Namen schon mehrmals wechseln müssen. Die Bezeichnung Bahnhofstraße ist schließlich geblieben, sie ist natürlich auf den Bahnhof zurückzuführen, der nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Bocholt-Rhede-Borken errichtet und am 1.8.1902 eröffnet wurde.
Die vorherige Bezeichnung Hohe Baustraße änderte sich im Laufe der Jahre. Die Molkerei siedelte sich dort im Jahre 1896 an. Nach der Eröffnung des Bahnhofs und Inbetriebnahme der Bahnlinie im Jahre 1902 erhielt die Straße den Namen Bahnhofstraße. Der Güter- und Personenverkehr vor allem zwischen Rhede und Bocholt hatte positive Auswirkungen für die Rheder Industrie. Der Bahnhof brannte 1927 ab und wurde ein Jahr später wieder aufgebaut.
Während des dritten Reiches mußte die Bahnhofstraße ihren Namen nochmals wechseln und zwar in Adolf-Hitler-Straße. Nach dem II. Weltkrieg erhielt die Straße dann wieder die Bezeichnung Bahnhofstraße.
Berta-Landau-Straße
geboren 15.05.1887 in Ober-Asphe (Hessen)
gestorben 26.03.1942 im Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga
Die Berta-Landau-Straße wurde nach der letzten jüdischen Mitbürgerin in Rhede benannt. Berta Landau fiel dem Nazi-Terror zum Opfer.
Berta Landau wollte ihre Heimat nicht verlassen und blieb. Sie war die letzte Jüdin in Rhede, bis die Nazis sie am 11. Dezember 1941 in das Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga deportierten. Dort wurde Berta Landau am 26. März 1942 erschossen.
Brinkstraße
Auf eine besondere Siedlungsform weist der Name der Brinkstraße hin, die an der früheren Grenze zwischen den Gemeinden Rhede und Altrhede liegt. Als die Straße etwa um 1925 bebaut und benannt wurde, waren Rhede und Altrhede noch selbstständige Gemeinden.
Das Wort Brink bezeichnet einen Schutzwall, der die Gehöfte der Bauernschaft umgab. Nach der Gemeinheitsteilung des Landes, in der jeder Anlieger den ihm zustehenden Bereich zugesprochen bekam, gab es in den Brinken häufig noch Restflächen, die nicht von Einzelnen, sondern von Brinkgenossenschaften genutzt wurden.
Seit dem späteren Mittelalter ließen sich auf dem Brink neben den Landwirten, die Brinksitzer genannt wurden, auch Handwerker nieder. Diese bezeichnete man als Brinklieger.
Burgplatz
Fremde und Touristen suchen am Burgplatz in Rhede vergeblich nach einer Burg. Finden werden sie das St. Gudula Kloster, Sitz der Akademie Klausenhof, das auf geschichtsträchtigem Boden steht. Denn hier wurde wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert die erste Burg in Rhede von den Rittern von Rethe erbaut, die zweimal im folgenden Jahrhundert zerstört (1322 und 1388) und wieder aufgebaut wurde. Mit der Entwicklung dieser mittelalterlichen Festung hängt das Werden und Wachsen der Stadt Rhede eng zusammen. Menschen siedelten sich im Schutz der Burg an; ihre Wohnungen bildeten den sogenannten "Hofraum" und vorgelagerten Burgplatz und von hier aus entwickelte sich neben dem zweiten Mittelpunkt, der Kirche, das ganze Dorf.
Auch die Adelsgeschlechter wechselten als Besitzer der Burg. Die Herren von Rhemen erbauten sich dann 1426 einen neuen Wohnsitz mit Bergfried und Wassergraben, der zerstörten Burg gegenüber, das Schloß Rhede, das in seiner heutigen Form im Jahre 1564 angelegt wurde.
Die Erinnerung aber an die erste Festung von Rhede ist nie aus dem Bewußtsein der Bevölkerung gewichen. Der 1451 anstelle der alten Burg errichtete Herrensitz wurde wieder "Borg" genannt und daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Im Lauf der Jahrhunderte wechselte die Burg mehrmals ihre Besitzer. Waren im 16. Jahrhundert die Edlen von Merfeld im Besitz des Herrensitzes, so gelangten bald auch Personen bürgerlichen Standes in den Besitz des Herrensitzes.
Im Jahre 1843 erwarb der Rheder Amtmann Held den Besitz und ersetzte das alte Gebäude durch ein neues Wohnhaus, das ebenfalls den Namen "Borg" erhielt. Seine Witwe verkaufte den Besitz abermals bis schließlich Gertrud Sieverding aus Vardingholt im Jahre 1870 den Besitz erwarb. Sie vermachte ihren Besitz an die Kirche von Rhede für die Zwecke der weiblichen Jugendpflege. 1924 wurde dann der Grundstein zu einem Vergrößerungsgebäude unter Einbeziehung der alten Bausubstanz gelegt, und schon im nächsten Jahr konnten die Steyler Missionsschwestern im Gudula Kloster ihre Tätigkeit aufnehmen.
Die Wasssergräben, die auf einem Lageplan aus dem Jahre 1857 noch eingezeichnet sind, und die alte Burg sind längst verschwunden. Nur der Straßenname Burgplatz, der nachweislich seit 128 Jahren in dieser bzw. ähnlicher Form existiert, erinnert noch an die Stätte, wo die erste Burg in Rhede gestanden hat.
Literatur:
- Große-Venhaus, Th.: "Früher war es eine alte Burg", in BBV,
8.11.1973
- Diözesan-Caritas-Verband Münster (Hsg.): Die caritativen Anstalten
- im Bistum Münster. Bd. II, Münster 1954, S. 166 f.
- Hagedorn, W.: Rhede aus seiner Geschichte, Rhede 1951, S. 40-43
- Verwaltungsarchiv Stadt Rhede, Akte A-841: Acta specialia über Bau-Polizei
Castellestraße
Die Stadt Rhede distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Art des Antisemitismus, Extremismus, Radikalismus, Rassismus und Ausgrenzung. Diesen Ideologien wird in Rhede kein Raum gegeben.
Beratung im Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt am 10.08.2022: siehe Link
Beratung im Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt am 26.10.2022: siehe Link
Weiterführende Informationen zu Friedrich Castelle finden Sie unter den nachfolgenden Links:
https://www.lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de/autoren/castelle-friedrich/
Finkestraße
Heinrich Finke
geboren 13.06.1855 in Rhede-Krechting
gestorben 19.12.1938 in Freiburg im Breisgau
Krechtinger Bürger, kath. Historiker, Geheimrat Professor Dr. Heinrich Finke war Präsident der Görres-Gesellschaft, Ehrenmitglied mehrerer Akademien, Senator der deutschen Akademie und Inhaber des Adlerschildes des Deutschen Reiches.
Finke wurde 1888 Privatdozent, 1891 und 1897 Professor für Geschichte in Münster. Er lehrte seit 1898 in Freiburg (Breisgau) und war seit 1924 Präsident der Görresgesellschaft. Sein besonderes Forschungsgebiet war die Kirchen- und Kulturgeschichte des späten Mittelalters, vor allem die Geschichte des Konzils von Konstanz.
Gildekamp
Die älteste Straßenbezeichnung in Rhede ist der Gildekamp. Der Gildekamp liegt mitten im Ortszentrum von Rhede und grenzt an den Hermann-Schmeinck-Platz. Im historischen Sinne wird der Name Gildekamp zweigeteilt betrachtet, nämlich als Gilde und Kamp. Als Kamp bezeichnet man ein kleines eingefriedetes Grundstück, das nur einem Besitzer gehört. Unter Gilde verstand man in der Vergangenheit den Zusammenschluß von Dorfbewohnern, die sich zum gegenseitigen Schutz zusammenfanden. Die Gilden hatten die Aufgaben, die später die Nachbarschaften übernahmen. Die Angehörigen wurden z.B. bei Unglücksfällen oder in Notlagen von der Gilde unterstützt, aber auch zu religiösen Zwecken oder Festlichkeiten schlossen sich Gilden zusammen. Später bildeten sich daraus Handwerkergilden und Zünfte.
Der Platz in Rhede, der heute Gildekamp genannt wird, wurde früher von einer Gilde als Versammlungsort genutzt. Im Jahre 1275 tauchte der Name Gildekamp für diesen Ort erstmals offiziell auf.
Gudulastraße
Die Gudulastraße wurde nach der Namespatronin der Rheder Urkirche, der Heiligen Gudula, benannt, die im 7. Jahrhundert in Brabant lebte. Sie war Zeit ihres Lebens ein Vorbild an Frömmigkeit und Nächstenliebe. Ihre Reliquien wurden 1040 nach Brüssel in eine unter dem Schutz des heiligen Michael stehende Kirche gebracht, die danach die "Gudula-Kirche" genannt wurde.
Die erste Rheder Pfarrkirche war von Anfang an der hl. Gudula als Patronin geweiht und das bereits im Jahre 1249, so heißt es in einer bischöflichen Urkunde in Münster.
Hardtstraße
Das Gebiet der heutigen Hardtstraße war wahrscheinlich schon im 13. oder 14. Jahrhundert besiedelt. In diesem Gebiet standen zahlreiche Wälder, denn die Bezeichnung "Haart" aus dem Althochdeutschen bedeutet Wald. Noch heute befinden sich auf der Hardtstraße mächtige Linden, die den Straßenrand einfassen.
Im Jahre 1816 fasste der damalige Bürgermeister erstmals einen Plan, die Hardt als Straße auszubauen, denn sie gehörte zu der Poststrecke von Bocholt nach Borken.
Nahe des Bahnübergangs wird ein Teil der Hardtstraße noch heute im Volksmund "Barriere" genannt, und das nicht etwa wegen der Bahnschranken, sondern weil dort früher eine Barriere stand, die als Hebestelle für Wege- und Brückengelder genutzt wurde.
Hessenspoor
Der Ursprung des Straßennamens Hessenspoor ist als Spur oder besser als "Weg der Hessen" zu übersetzen.
Die Straßenbezeichnung erinnert an kriegerische Auseinandersetzungen in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), in der die Hessen die Gegend um Rhede lange besetzt hielten. Bauern und Landsleute haben während dieser Zeit Gräben und Gräften gegraben, um die Höfe besser vor Marodeuren (Plünderer) zu schützen.
Hohe Straße
Die Hohe Straße war im 19. Jahrhundert Teil der Poststrecke zwischen Münster-Borken-Rhede-Bocholt, ein anderes Mal war sie Teil der Kreisstraße Münster-Borken-Bocholt und heute ist sie Teil der verkehrsberuhigten Zone in der Rheder Innenstadt.
Aufgrund ihrer Lage gehört sie zu den wichtigsten Straßen in Rhede. Gleichzeitig erinnert der Anblick der Hohen Straße sehr an das Rhede aus vergangenen Zeiten, denn die historische Bebauung ist weitgehend erhalten. Die Straßenführung, Straßenbreite und Parzellierung haben die Zeit ohne bedeutende Änderungen überstanden. Der gesamte Straßenzug ist vom städtebaulichen Aspekt her prägend und die Gesamtsituation für Rhede
Im Kretier
Hinter der Friedlandsiedlung führt die Straße "Im Kretier" direkt auf das Haus Kretier, das der Straße ihren Namen gab. Das Haus Kretier war ursprünglich eine Art Ritterburg mit einem ausgeklügeltem Grabensystem, das vor feindlichen Angriffen schützen sollte. Ein Teil dieser Gräben ist als Gräfte um das heutige Haus noch heute erhalten.
Das Haus stammt aus dem 14. Jahrhundert und gehört zu den noch erhaltenen Herrensitzen in Rhede. Während der Jahrhunderte befand sich das Haus im Eigentum mehrerer Besitzer, u.a. im Jahre 1661 im Besitz des Dietrich Arnold von Pasqualini. Als Pasqualini in die Burg einzog, war der 30jährige Krieg noch in frischer Erinnerung, Tod und Verwüstung waren über die Lande hinweggezogen und hatten auch Rhede heimgesucht. In dieser Zeit fällt auch die Sage vom "Blutregen von Kretier", denn im Winter des Jahres 1671 soll es in den Gräben von Kretier Blut geregnet haben, das dann zu rotem Eis gefror.
Später ging das Haus Kretier an die Familie van Hövell über, als die einzige Tochter von Maximilian Pasqualini und seiner Frau Anna Friederike von Coevorden, Anna Judith Elisabeth, im Jahre 1737 den holländischen Baron Johann Hermann Winold van Hövell heiratete. Seitdem ist das Haus Kretier im Besitz der Familie van Hövell.
Kocksgasse
Die Kocksgasse führt vom Markt zur Deichstraße. Ihr Name ist in den letzten 170 Jahren recht unterschiedlich; so schrieb er sich abwechselnd "Kocks, Köcks, Köchs, Kochs und Koks". Daher leiten sich wohl auch die verschiedenen Erklärungsversuche des Straßennamens ab. 1813 soll sich angeblich in der Gasse eine Truppenküche für durchziehende russische Soldaten befunden haben, ein anderes Mal führt man den Namen auf die umfangreichen Kohlelieferungen zurück, die in der Gasse stattgefunden haben.
Der Name Kocks aber ist viel älter, bereits in den Personenschatzungsregistern von 1662 und 1672 wird für das damalige Dorf Rhede ein Johann Kocks, wohnhaft auf der sogenannten "Haus-Rhedischen-Seite" erwähnt. Daher auch wohl der Name "Kocksgasse".
Leo-Statz-Weg
geboren 17.07.1898 in Köln
gestorben 01.11.1943 in Berlin
Leo Statz wurde Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Düsseldorf. Der Direktor der Birresborner Mineralbrunnen AG wurde 1936 Vorsitzender des Karnevalsausschusses der Stadt Düsseldorf. Als gebürtiger Kölner versuchte er zu verhindern, dass nationalsozialistisches Gedankengut den Karneval und das rheinische Brauchtum vereinnahmte. Leo Statz war kein Mann des Widerstandes, aber er hatte seine Überzeugung und Distanz zum Nationalsozialismus nicht verleugnet, was ihm zum Verhängnis wurde.
In Berlin wurde Leo Statz von dem berüchtigten Präsidenten des Volksgerichtshofes, Dr. Freisler, zum Tode verurteilt und trotz zahlreicher Gnadengesuche am 1. November 1943 im Alter von 45 Jahren hingerichtet.
Leo Statz kam 1942 nach Rhede. Er war mit der Tochter des Rheder Textilfabrikanten Wegmann, Mia Wegmann, verheiratet. Am heutigen Leo-Statz-Weg Nr. 6 ließ Statz 1942/43 ein Haus errichten. Die Initialen im Balkongitter LSM erinnern noch heute an Leo und Mia Statz.
Markt
Das wirtschaftliche Zentrum vieler Städte bildete und bildet auch heute noch der Markt, dem oftmals eine Nah- und Fernfunktion zukam. Manche Städte verdanken sogar ihre Entstehung der Tatsache, daß eine nichtstädtische Siedlung mit Marktrecht versehen und so zur Stadt erhoben wurde.
Markt bezieht sich aber auch auf eine Ortschaft, die nicht Stadt war, aber eine Landstandschaft (Recht auf dem Landtage zu erscheinen, 15.-18. Jahrhundert) besaß. Hierzu gehörte auch Rhede.
Urkundlich erwähnt wird der Markt in Rhede in einer Urkunde des Bischofs Maximilian Franz vom Jahre 1789 , in der er den Einwohnern von Rhede das Recht verleiht, jährlich zwei Märkte abzuhalten. Als Platz diente zu jener Zeit der Kirchhof auf der Pastorsseite bzw. auch Teile des heutigen Marktes auf der Rhemen- bzw. Wartensleben´schen-Seite (ehemalige Besitzer des Hauses Rhede).
Durch die Verlegung des Wochenmarktes auf den Hermann-Schmeinck-Platz (heute auf dem Rathausplatz) hat der Marktplatz den Charakter eines Marktes im eigentlichen Sinne des Wortes jedoch verloren.
Mittelmannstraße
Bernhard Mittelmann
geboren am 22.07.1902 in Rhede
gestorben im August 1965 in Rhede
Die Mittelmann-Straße erinnert an Bernhard Mittelmann, der die Kommunalpolitik in Rhede in der Nachkriegszeit wesentlich geprägt hat. Mittelmann, der den Beruf des Webers erlernte, wurde bereits als junger Mann Mitglied der Katholischen Arbeiterbewegung. Bereits vor dem Dritten Reich engagierte er sich in der Kommunalpolitik, vor 1933 gehörte er dem Rheder Gemeinderat an.
1946 wurde Bernhard Mittelmann für die CDU in den ersten Gemeinderat und den Kreistag gewählt, 1948 wurde er Amtsbürgermeister in Rhede.
Bürgermeister Bernhard Mittelmann verstarb im Jahre 1965 bei der Wahrnehmung repräsentativer Verpflichtungen.
Pater-Barkholt-Weg
Werner Barkholt
Werner Barkholt war der Sohn eines Kaufmanns. Er besuchte Gymnasien in Darmstadt und Montabaur. Am 10. April 1923 trat er in das Noviziat der Jesuiten in s’Heerenberg / Niederlande ein. Seine Studien absolvierte er in Bonn und Münster. 1932 empfing er in Münster die Priesterweihe. 1933 wirkte Werner Barkholt zunächst einige Monate als Vikar in Frankfurt am Main und wechselte dann in das Jesuitenkloster „Ignatiushaus“ in Essen, wo er sich vor allem der Jugendseelsorge widmete. Ab 1936 war er in der dort neu gegründeten St.-Ignatius-Pfarrgemeinde als Kaplan tätig. Von Essen aus wurde er als Prediger auch in die umliegenden Städte des Ruhrreviers eingeladen. Am 6. März 1938 wandte er sich in einer Fastenpredigt in der Pfarrkirche Sankt Urbanus zu Gelsenkirchen-Buer gegen die Nationalsozialisten propagierte „Entchristlichung des deutschen Volkes“. Aufgrund seiner Ausführungen in dieser Predigt, die aus der Sicht der Geheime Staatspolizei als „herabsetzende Äußerungen über Staat und Bewegung“, die „geeignet waren, Zwietracht in die Bevölkerung zu tragen und Ruhe und Ordnung zu stören“, wurde ihm vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin am 28. April 1938 ein Redeverbot für das gesamte Reichsgebiet auferlegt. Da diese Predigt nicht wörtlich mitgeschrieben worden war, reichten allerdings aus Sicht der Gestapoleitstelle in Düsseldorf die Beweise nicht aus, um gegen ihn bei der Justiz ein Strafverfahren zu beantragen und einen Haftbefehl zu erwirken.
Wegen dieses Redeverbotes sah sich Pater Barkholt gezwungen, seine Kaplanstelle in Essen aufzugeben; er nahm ein Studium in Bonn auf. In der Annahme, dass durch eine von Adolf Hitler am 9. September 1939 erlassene Amnestie auch das gegen ihn verhängte Redeverbot erloschen wäre, trat er im April 1940 eine Stelle als für die Kinder- und Jugendseelsorge zuständiger Kaplan in dem zur Pfarrgemeinde Sankt Gudula in Rhede gehörenden Pfarrbezirk Vardingholt an.
Sehr bald geriet er auch in seiner neuen Pfarrstelle in Konflikt mit der örtlichen Nationalsozialisten. Auf Veranlassung der Ortsgruppe der NSDAP in Rhede wurde er am 3. September 1940 festgenommen und ab dem 10. September 1940 in Untersuchungshaft gebracht. Laut Gestapobericht wurde ihm vorgeworfen, sich – entgegen dem nach wie vor bestehenden Redeverbot – in einer Predigt am 7. Juli 1940 geäußert zu haben, dass Kinder auch nach einem nächtlichen Fliegerangriff morgens die Heilige Messe besuchen sollten. Die für eine Klageerhebung notwendige Zustimmung wurde vom zuständigen Reichsjustizministerium zunächst nicht erteilt, weil dieser Anklagepunkt als nicht strafrelevant eingestuft wurde. Am 13. November 1940 stimmte das Ministerium allerdings einem zweiten Anklagebegehren zu. Nun wurde dem Kaplan vorgeworfen, anlässlich eines Seelsorgebesuches in einer Familie seiner Gemeinde in Vardingholt sich gegen den erfolgten Einmarsch deutscher Truppen in Holland geäußert sowie die von den Nationalsozialisten in Aussicht gestellte kurze Dauer des Krieges und den nationalsozialistischen Sieg bezweifelt zu haben. Am 7. Dezember 1940 wurde Pater Barkholt von dem in der benachbarten Kreisstadt Borken tagenden Sondergericht Dortmund wegen Vergehen gegen das Heimtückegesetz zu einer Haftstrafe von 10 Monaten verurteilt, auf die allerdings die dreimonatige Untersuchungshaft angerechnet wurde.
Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Strafhaft wurde der Jesuitenpater von der Gestapo erneut in Schutzhaft genommen und schließlich am 8. August 1941 ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Er erhielt die Häftlingsnummer 26.890 und wurde im dortigen Pfarrerblock untergebracht. Wie sein Mithäftling Pater Otto Pies berichtete, hatte sich Werner Barkholt bereits im Gefängnis einen schweren Herzschaden zugezogen, sodass er schon sehr geschwächt in Dachau eintraf. Das Herzleiden führte bei ihm zu großer Nervosität und Ängstlichkeit. Er musste – wie die meisten hier inhaftierten Priester – im „Arbeitskommando Plantage“ Feldarbeit verrichten. Infolge der unzureichenden Ernährung verschlimmert sich sein gesundheitlicher Zustand beträchtlich. Als ihn seine geistlichen Mithäftlinge schließlich am 16. Juli 1942 zur Versorgung ins Krankenrevier bringen wollten, verhinderte dies zunächst der SS-Oberscharführer Fronappel gewaltsam. Erst am Abend gelang seine Unterbringung im Krankenrevier. Dort starb Pater Barkholt zwei Tage später.
https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Barkholt
http://www.nikolaus-gross.com/geistiges-erbe/barkholt.html
Pater-Versen-Straße
Weltoffen und beliebt in Rhede war der Kaplan Alfons Versen
Er blickt den Betrachter ernst an. Freundliche Augen, Brille – um die 30 Jahre alt. Die Kleidung verrät seinen Beruf: Priester. Das Schwarzweißfoto zeigt Kaplan Alfons Versen. Geboren wurde er am 24.2.1913 in Istrup bei Brakel (Bistum Paderborn). Mit zwölf Jahren besuchte er das Missionshaus St. Xaver in Bad Driburg. Später wechselte er zur Missionsschule St. Michael in Steyl und machte dort sein Abitur. 1933 schloss er sich den Steyler Missionaren an, legte 1935 sein erstes Gelübde ab und studierte erfolgreich Theologie und Philosophie. Am 10. September 1939 wurde er zum Priester geweiht.
Alfons Versen kam zu Beginn des II. Weltkrieges als Kaplan nach Rhede. Der weltoffen erzogene Pater Versen gewann schnell das Zutrauen vieler Jugendlicher und hielt Gesprächsrunden mit Erwachsenen. Die sehr beliebten Religionsstunden mit Kaplan Versen standen in Konkurrenz zur Rheder Hitlerjugend. „Er scheute sich nicht, die Fragwürdigkeit und Verderbtheit des Nationalsozialismus öffentlich anzuprangern".
1942 erhielt er vom Rheder Pfarrer Joseph Kreuzer die Erlaubnis, seine Familie in Istrup zu besuchen. Dort feierte er das sonntägliche Hochamt. In seiner Predigt sagte er etwa: „dass in seiner Heimat auch einige seien, die sich selbst erlösen wollten.“ (Anmerkung: Die Katholiken glauben an die Erlösung durch Gott). Er erhielt daraufhin Heimatverbot und musste Istrup innerhalb eines Tages verlassen. Kurz drauf wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Über verschiedene Stationen kam er in die Nähe von Pleskau in eine Strafkompanie. Nach eigenen Angaben in Briefen musste er dort Arbeiten verrichten, „die sonst keinem Soldaten zugemutet wurden.“ Wahrscheinlich war das ein Racheakt wegen der öffentlich geäußerten Kritik am Nationalsozialismus und vielleicht auch ein bisschen Neid, denn in einem Brief vom 9. Januar 1944 aus Russland schreibt Versen: „Ich erhalte jetzt immer noch Weihnachtsbriefe, die schon Mitte November geschrieben worden waren. Es sind schon über 200 Weihnachtsbriefe, die ich bekommen habe. Auch habe ich an den vielen Päckchen gesehen, dass ich in Rhede und seinen Bauernschaften sehr viele Freunde und Gönner habe. Ich erhielt rund 35 Pakete. Die Kameraden waren sehr erstaunt und freuten sich, weil alle immer reichlich Nüsse dabei hatten. Sie können es gar nicht recht begreifen, dass die Katholiken ihre Priester so lieb haben.“
Wenige Tage zuvor hatte Pater Versen eine Klage eingereicht, weil er von zwei Offizieren geschlagen wurde, nachdem er einem sterbenden Soldaten auf dessen Wunsch das Sakrament der Krankensalbung gespendet hatte. Am 17.01.44 sollte die Verhandlung sein. Auf dem Weg dorthin wurde der 31jährige Versen und zwei weitere Soldaten wohl überfallen und ermordet. Er gilt seither als vermisst.
Heute ist in Rhede-Krechting eine Straße nach ihm benannt.
Quellen:
BBV 16.01.1982: Der Steyler Missionar Alfons Versen ist unter den unschuldigen Opfern
BBV 12.03.1998: Neue Straße erinnert an Peter Versen
Joh. Fleckner SVD (Steyler Missionar): Pater Alfons Versen (Ausbildung, China, Predigt in Istrup, Wehrmacht, Vermisst)
Johannes Fleckner, Helmut Moll: Pater Alfons Versen
Kopie Brief Kaplan Alfons Versen vom 09.01.1944 an Alfons Tewinkel, Rhedebrügge (Klage und Weihnachtspost)
Schmöldersstraße
August Franz Schmölders
geboren 28.11.1809 in Rhede
gestorben 1880
Der in Rhede geborene August Franz Schmölders studierte Philosophie und orientalischer Sprache. Schmölders war von 1844 bis zu seinem Tode im Jahre 1880 Professor für Orientalistik in Breslau. Er gehörte zum Freundeskreis des Breslauer Fürstbischofs Melchior Kardinal von Diepenbrock, der aus Bocholt stammte und mit dem er sich gern im Münsterländer Platt unterhielt.
Tempel
Der Name Tempel läßt sich auf den Zufahrtsweg zur alten Kirche (Tempel) zurückführen. Es gab Mutmaßungen, dass dort evtl. ein jüdisches Gebetshaus gestanden haben soll; dieses hat sich jedoch nie bestätigt. Ein Fragenkatalog aus dem Jahr 1661, der das religiöse Leben in Rhede beschreibt, besagt, daß auf dem Kirchhof 5 kleine Häuser neben der Schule stehen sollen. Eines von den Häusern wird von einem Branntwein-Krämer bewohnt, das zweite von einem Bäcker, das dritte wird als Custos Templi benannt, das vierte bewohnt ein Schmalkenbäcker und das fünfte ist unbewohnt. Wahrscheinlich ist der Name Tempel aus dem dritten Haus Custos Templi (=Küster) entstanden.
Urnenfeld
Der Straßenname Urnenfeld zeigt bereits an, daß er sich auf die zahlreichen Funde, die in der Nähe des Gutes Winkelhausen in der Vergangenheit gefunden wurden, bezieht. Aus dem Jahre 1902 stammt der erste Hinweis auf die Entdeckung eines Urnenfriedhofes. Viele Urnen waren zwar bereits zerstört, doch konnten noch 3 Urnen und 1 Bleigefäß gerettet werden. Weitere Urnen fand man 1910 beim Bau eine Sandsteinziegelwerkes. 1926 wurde abermals bei Erdarbeiten an der Rennbahn eine Urne mit Asche und Knochenresten gefunden und 10 Jahre später im Jahr 1936 fand man bei Wegearbeiten 2 mit Brandknochen gefüllte Urnen. Bis zum Jahre 1962 fand man noch einige Urnen bei Bauarbeiten auf dem Gelände, den größten Fund fand man aber bei der Errichtung des Sportzentrums im Jahre 1980 - zu dem Zeitpunkt wurden rund 150 Urnengräber entdeckt.
Die Urnengräber in Rhede stammen aus der älteren Eisenzeit (6. Jahrhundert vor Christus) und der jüngeren Bronze- bzw. Eisenzeit (ca. 11.-7. Jahrhundert vor Christus). Für die Geschichte der Stadt Rhede bedeutet dies eine relativ frühe Besiedlung, die sich an das germanische Siedlungsgebiet in Richtung Rheinland orientierte.
Der Straßenname Urnenfeld, seit 1962 bestehend, erinnert an diese frühe Besiedlung Rhedes.
Wagenfeldstraße
Die Stadt Rhede distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Art des Antisemitismus, Extremismus, Radikalismus, Rassismus und Ausgrenzung. Diesen Ideologien wird in Rhede kein Raum gegeben.
Beratung im Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt am 10.08.2022: siehe Link
Beratung im Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt am 26.10.2022: siehe Link
Weiterführende Informationen zu Karl Wagenfeld finden Sie unter den nachfolgenden Links:
https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/nstopo/strnam/Begriff_300.html
https://www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/nachlaesse/nachlass-wagenfeld.html
Winkelhauser Esch
Der Straßenname Winkelhauser Esch verdankt seinen Namen dem Herrenhaus Winkelhausen und den Winkelhauser Bergen. Bei dem Herrenhaus handelt es sich um ein sogenanntes Haus in den Bergen, umgeben von weiten Heideflächen, kleinhügeligen Tannenwäldern und Feldern.
Im Jahre 1316 war Winkelhausen ein Lehngut der Herrschaft Steinfurt, mit der Ritter Werner von Rede belehnt war. Zum Lehngut gehörten noch, so steht es im Steinfurter Lehnbuch geschrieben, das Haus Gozinnich (Gesing) und das Haus Hovestädt mit der Mühle Winkelhausen. Der Name Winkelhausen wird auf das Geschlecht zurückgeführt, das im 13. Jahrhundert im Kirchspiel Rhede seinen Sitz hatte.
Wolbrinkstraße
Die Wolbrinkstraße erhielt ihren Namen im Jahre 1926 von der damaligen Gemeinde Rhede. Sie erinnert an den Wundarzt Gerhard Bernard Wolbring, der am 11. November 1756 in Rhede geboren wurde. Die abweichende Endung im Straßenamen, lässt sich aus den Verhältnissen des 18. Jahrhunderts erklären, als noch keine so klare Unterscheidung zwischen g und k in der Endung getroffen wurde.
Wolbring, der Medizin studierte, erhielt im Jahr 1784 seine Approbation als Wundarzt und zwei Jahre später als Geburtshelfer. Wolbring konnte sein Wirken vor allem in den Jahren um 1818 beweisen, als im November diesen Jahres eine Seuche ausbrach, die zunächst als Nervenfieber - dann aber als Typhus erkannt wurde. Dem Wundarzt Wolbring ist es mit zu verdanken, dass die Seuche sich nicht weiter ausbreitete - zahlreiche Bürger verdanken ihm ihr Leben.
Chirurgus Wolbring, wie er auch genannt wurde, starb in Rhede am 13. Januar 1820 an Brustfieber.
Zur Rennbahn
Die Straße Zur Rennbahn verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie der direkte Verbindungsweg von Rhede zu einer in den Winkelhauser Bergen gelegenen Radrennbahn war.
In Rhede war 1896 die Radsportbegeisterung groß und so bildete sich in dem Jahr der Radfahrerverein Central, der im Jahre 1925 in den Winkelhauser Bergen eine Radrennbahn errichtete. Dabei handelte es sich um eine stabile Zementbahn, auf der im Frühjahr und in den Sommermonaten an den Sonn- und Feiertagen oftmals große Rennen und auch Länderkämpfe stattfanden. 1954 fand auf der Rennbahn eines der letzten Rennen statt. Danach verfiel sie zusehends und wurde in der Folgezeit Stück für Stück abgetragen.
Das Radfahren hatte in Rhede stets hohe Bedeutung und so ist es nicht verwunderlich, dass die damalige Gemeinde Altrhede am 1. Februar 1938 beschloss, die Straße von der Bocholter Straße an der Rennbahn vorbei in "Zur Rennbahn" zu benennen.