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Heimatgeschichte und Ortschronik
Überblick über die Geschichte Rhedes
Rhede, ursprünglich eine Bauernschaft mit verstreut liegenden Einzelhöfen, gehörte zur Urpfarre Bocholt. Die älteste bekannte Bezeichnung für Rhede lautet "Rethi" und taucht erstmals um 1050 in den Heberegistern des Klosters Werden a.d. Ruhr auf, das zu jener Zeit über zahlreichen Grundbesitz auch in unserem Raum verfügte. Der Name "Rethi", ab 1150 "Rethe", geht wahrscheinlich auf das Wort "rêt"=Riet, Schilf, zurück, denn das Schilf fand in dem durch den Rheder Bach gebildeten Sumpfgelände günstige Wachstumsbedingungen.
Weit vor der eigentlichen "geschichtlichen" Zeit Rhedes hat es eine Besiedlung im südlichen Stadtgebiet in den Winkelhauser Bergen gegeben, wo sich bei den Vorbereitungsarbeiten zum Bau des Sportzentrums ein großer Kreisgräberfriedhof aus der Übergangszeit von der späten Bronzezeit zur frühen Eisenzeit (11.- 6. Jahrhundert v. Chr.) fand. Die zum Friedhof gehörende Siedlung wurde bisher nicht gefunden. Man darf sie aber in den Winkelhauser Bergen vermuten.
Im 13. Jahrhundert wird in Urkunden erstmalig der Name eines Rittergeschlechtes von Rethe erwähnt, aus dem die Stammherren des Hauses Rhede hervorgegangen sind. Die Herren von Rethe waren mit Sicherheit auch die Gründer der Pfarrkirche. Um diese der heiligen Gudula geweihten Pfarrkirche bildete sich nach und nach eine dörfliche Siedlung, die bereits seit 1300 den heutigen Namen Rhede trägt.
Rheder Kirche und Adelsgeschlecht
Die erste Kirche wird wohl ein Holzbau gewesen sein. Die erste Steinkirche stammte aus romanischer Zeit um 1100. Gegen 1400 scheint das romanische Kirchlein zu klein geworden zu sein. 1435 schob man die Südwand um 4 m heraus und setzte einen gotischen Chorschluss an.
Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges kam es zu einem enormen Anwachsen der Dorfbevölkerung. Hatte das Dorf 1662 noch 760 Einwohner, so waren es 1750 schon 2938. Man musste an eine nochmalige Erweiterung der Kirche denken. 1784 setzte man einen saalähnlichen Anbau an die gotische Kirche an. Ungefähr 50 Jahre genügte diese Kirche den Anforderungen. Die Bevölkerung wuchs so stark an, dass ein Neubau immer dringlicher wurde. Von 1898 bis 1901 errichtete man eine neugotische Kirche, die heutige Sankt Gudula-Kirche.
Die Herren von Rethe erbauten Mitte des 13. Jahrhunderts östlich der Kirche an der Stelle des als "Borg" bezeichneten Geländes (heute Gudulakloster/Klausenhof) eine Burg, die 1324 wahrscheinlich durch den Bischof von Münster zerstört wurde. Um 1370 erfolgte der Übergang des Besitzes an die Herren von Rhemen, die den alten Burgsitz "auf dem Berge" erneuerten. 1388 abermals zerstört, erlaubte 1426 der Bischof von Münster den Wiederaufbau "der Burg mit Bergfried und Beihaus bei dem Dorfe." Schloss Haus Rhede wurde an der Stelle der heutigen Schlossanlage errichtet. 1564 ersetzte Lubbert von Rhemen den bisherigen Bau durch ein stattliches Herrenhaus oder Schloss, dessen Nordostflügel mit Turm noch heute erhalten ist.
Nach 1695 wechselten mehrmals die Besitzer von Haus Rhede: von Coevorden, von Kleist, von Wartensleben, bis schließlich die fürstliche Familie zu Salm-Salm das Haus Rhede 1850 erwarb. Das Schloss dient noch heute der Familie als Wohnsitz.
Zeiten des Krieges und des Wiederaufbaues
Im Laufe der Geschichte hat die Gemeinde Rhede wiederholt Zeiten der Not erlebt, die durch Kriege, Seuchen und Missernten hervorgerufen wurden. Schwer betroffen wurde Rhede gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch den Spanisch-Niederländischen Krieg (1566-1609), der Dreißigjähige Krieg (1618-1648) brachte Rhede die unglückselige, jahrzehntelange Besetzung durch hessische Truppen, während des Münsterländisch-Holländischen Krieges wurde unser Raum durch die kriegerische Politik des Fürstbischofs Bernhard von Galen stark in Mitleidenschaft gezogen. Ab 1674 begannen für Rhede Jahrzehnte der Ruhe und des Friedens, die erst durch den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) unterbrochen wurden.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 ging das Fürstbistum Münster, dem Rhede über mehr als 600 Jahre angehört hatte, als politische Einheit unter. In den darauffolgenden Jahren wechselte mehrmals die politische Zugehörigkeit der Gemeinde. 1803-1810 gehörte Rhede mit seinen 3700 Einwohnern zum Fürstentum Salm-Salm, wurde 1810 dem Kaiserreich Frankreich einverleibt und fiel 1815 schließlich an Preußen. 1841 wurde dann das Amt Rhede gebildet.
In den nachfolgenden Jahrzehnten hatte Rhede nur eine unbedeutende Entwicklung zu verzeichnen. Die Zahl der Einwohner stagnierte. Die Landwirtschaft war wenig ertragreich und bot nur geringe Existenzmöglichkeiten. Die Bevölkerung lebte vorwiegend von der Flachsspinnerei und -weberei, die in Heimarbeit betrieben wurden. Erst gegen 1890 begann ein neuer Abschnitt in der Rheder Geschichte. Die ersten Textilbetriebe wurden gegründet, die innerhalb weniger Jahrzehnte aus kleinen Anfängen zu bedeutenden Unternehmen emporwuchsen. Parallel zum wirtschaftlichen Fortschritt verlief auch die übrige Entwicklung. Das Dorfbild veränderte sich, neue Straßen wurden angelegt, Chausseen in die umliegenden Bauernschaften gebaut. 1901 erfolgte die Fertigstellung und Einweihung der neuen Pfarrkirche, 1902 der Anschluss an das überörtliche Verkehrsnetz durch die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Münster - Empel. 1906 erbaute die Gemeinde eine Gasfabrik, die die Häuser und Straßen von Rhede mit Glühlicht versorgte. Die positive Entwicklung der Gemeinde hat seither angedauert.
Zwar haben die beiden Weltkriege das Wachstum Rhedes gehemmt, aber nicht aufzuhalten vermocht. Vor allem nach 1945 setzt ein stürmischer Aufschwung ein, der Rhede den Charakter einer Industriegemeinde gab. Im harmonischen Nebeneinander haben sich aber Handwerk und Handel gut behauptet. In den landwirtschaftlich ausgerichteten Flächen vollzog sich ein Wandel zu modernen, existenzfähigen Unternehmen.
Auf kommunalem Sektor konnten zahlreiche Vorhaben verwirklicht werden, wie zum Beispiel die Schaffung der zentralen Wasserversorgung, die Anlegung der Kanalisation mit Bau des Klärwerks, der Straßenbau, die Erstellung der modernen Freibadanlage, die Errichtung des Schulzentrums und anderer Schulgebäude sowie die Neugestaltung des Rheder Ortskerns.
Neugliederung und Stadtwerdung
Im Zuge der kommunalen Neugliederung schlossen sich 1968 Büngern, Krechting, Krommert, Rhede und Vardingholt zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Rhede zusammen, nachdem bereits 1955 die damaligen Gemeinden Rhede und Altrhede vereinigt worden waren.
Besonders in den Jahren nach 1968 hat sich die Struktur- und Siedlungsform städtisch entwickelt. Die Einwohnerzahl der 78,6 qkm großen Gemeinde ist von damals 13 200 auf heute über 19 300 angewachsen und steigt kontinuierlich weiter. Etwa 13 500 Einwohner leben in der geschlossenen Ortslage Rhede, die durch den Neu- und Umbau von Geschäftshäusern, Banken und Gaststättenbetrieben, durch Schaffung von Grünzonen und Beleuchtungsanlagen, durch Freizeit-, Erholungs- und Sporteinrichtungen sowie durch fortschrittliche Wohnsiedlungsformen städtisches Gepräge erhalten hat.
So blieben auch der Bestand der Gemeinde Rhede und ihre Grenze durch die allgemeine Gebietsreform zum 1. Januar 1975 im Münsterland und im benachbarten Niederrheingebiet unangetastet - ein Beweis für Leistungsfähigkeit und Eigenständigkeit und ein Zeichen der mittelzentralen Bedeutung.
Am 25.7.1975 wurde Rhede durch das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die Bezeichnung "Stadt" verliehen. Die Urkundenübergabe war am 4. Oktober 1975.
Rhede nach der Stadtwerdung und heute
Im Frühjahr 1981 erhielt Rhede als Bundes- und Landesstützpunkt für Leichtathletik ein nach modernsten Erkenntnissen eingerichtetes Sportzentrum an der ehemaligen Bundesstraße 67 (heute: Besagroup-Sportpark).
Im August 1994 wurde das neue Rathaus mit dem Stadtmitte-Projekt nach nicht einmal zweijähriger Bauzeit mit einem großen Stadtfest für die gesamte Bevölkerung offiziell eröffnet.
Mit rund 11% Siedlungsfläche ist das Stadtgebiet von Rhede ein ländlich geprägter Raum, der sich - eingebunden in der Westmünsterländische Parklandschaft - durch abwechslungsreiche, relativ kleinteilige Strukturen auszeichnet.
Obwohl die Bevölkerung von 2.737 Einwohnern im Jahre 1750 auf über 17.000 Einwohner im Jahre 1991 gewachsen ist, hat Rhede seine ländlich geprägte Stadtstruktur erhalten können. Von den 78,65 qkm Fläche sind 4,72 qkm bebaut, 54,63 qkm landwirtschaftlich genutzt und 14,29 qkm Waldfläche. Der Schwerpunkt der Siedlungsentwicklung liegt im Bereich der Kernstadt. Geschlossene Siedlungseinheiten sind außerdem Krechting im Süden und Vardingholt im Norden. Obwohl in den letzten Jahrzehnten einige höhere Gebäude entstanden sind, bestimmt der weithin sichtbare Turm der St.-Gudula-Kirche auch heute noch die Stadtsilhouette. Die Gebäude sind überwiegend ein- bis zweigeschossig, in höher verdichteten Stadtkern kommen auch dreigeschossige Gebäude vor.
Die Landschaft hat hohe ökologische Qualität und einen hohen Freizeitwert.
Auch wenn es in Rhede beschaulicher zugeht als in einer Großstadt, so steht Rhede dennoch dafür weltoffen und modern zu sein. Rhede ist bekannt für seine vielfältige Gastronomie und die gemütliche Innenstadt.
50 Jahre Kommunale Neugliederung Rhede
Am 1. August 1968 wurden alle amtsangehörigen Gemeinden Rhede, Büngern, Krechting, Krommert und Vardingholt zu einer neuen leistungsstarken Gemeinde Rhede zusammengeschlossen. Gleichzeitig löste sich das Amt Rhede auf.
Im Jahr Sommer 1968 wurde das Amt Rhede mit den amtsangehörigen Gemeinden Büngern, Krechting, Rhede und Vardingholt aufgelöst. Die bis dahin selbstständigen Gemeinden wurden zu einer neuen Gemeinde Rhede zusammengeschlossen.
Die kommunale Neugliederung wurde im Vorfeld von der Landesregierung und den kommunalen Spitzenverbänden als eine der wichtigsten Gegenwartsaufgaben propagiert. Ziel der kommunalen Neugliederung war eine Anpassung der Gemeindezuschnitte an die Anforderungen der Zeit, die Stärkung der planerischen, verwaltungstechnischen und politischen Leistungsfähigkeit einzelner Gemeindegebiete, sowie die Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen und Lebensverhältnisse. Die bis dahin gültige Verwaltungsgliederung (circa 150 Jahre alt), entsprach infolge des Strukturwandels nicht mehr den neueren Anforderungen.
Von der Bürgermeisterei zum Amt Rhede
Ursprung dieser Verwaltungsgliederung war die Aufteilung des innerstaatlichen Gebietes. Mit der Gründung der „Mairie“ (Bürgermeisterei) im Jahr 1812- 1815, gehörten das Gebiet Rhede und seine Bauernschaften zum französischem Kaiserreich. Auf Grundlage der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30.04.1815 wurde ein erster Schritt zur Schaffung einer einheitlichen Verwaltungsorganisation geschaffen. Um 1820 scheiterten Gespräche über eine Neuregelung der Kommunalverfassung für die westlichen Provinzen. Erst 1841 wurde die Landgemeindeordnung endgültig ausgearbeitet und ein entsprechendes Gesetz erlassen.
Aus der „Mairie“ Rhede (Bürgermeisterei) entwickelte sich im Jahr 1842 das Amt Rhede.
Zum Amt Rhede gehörten das Dorf Rhede und die Gemeinden Altrhede, Büngern, Krechting, Krommert, Rhede und Vardingholt. Das Amt Rhede und alle dem Amt zugehörigen Gemeinden wurden bis zum endgültigen Zusammenschluss im Jahr 1968 selbstständig geführt. Die Gemeinden führten eigene Protokolle.
Die Originalprotokolle des Amtes Rhede und der einzelnen Gemeinden sind im Stadtarchiv Rhede ab dem Jahr 1846 bis zum Zusammenschluss im Jahr 1968 vollständig vorhanden:
Protokolle des Amtes Rhede 31.03.1848–31.07.1968
Protokolle der Gemeinde Rhede 07.10.1846–31.07.1968
Protokolle der Gemeinde Rhede 01.08.1968–31.12.1974
Protokolle der Stadt Rhede 01.01.1975–31.12.2017
Protokolle der Gemeinde Altrhede 07.10.1846–31.03.1955
Protokolle der Gemeinde Büngern 01.05.1847–31.07.1968
Protokolle der Gemeinde Krechting 21.04.1847–31.07.1968
Protokolle der Gemeinde Krommert 17.08.1872–31.07.1968
Protokolle der Gemeinde Vardingholt 19.11.1846–31.07.1968
Am 1. April 1955 erfolgte zunächst der Zusammenschluss des Dorfes Rhede und der Bauernschaft Altrhede zur Gemeinde Rhede. Die übrigen amtsangehörigen Gemeinden Büngern, Krechting, Krommert und Vardingholt blieben bis zum Zeitpunkt der Neugliederung im Sommer 1968 selbstständig.
Am 1. August 1968 wurden alle amtsangehörigen Gemeinden Rhede, Büngern, Krechting, Krommert und Vardingholt zu einer neuen leistungsstarken Gemeinde Rhede zusammengeschlossen. Gleichzeitig löste sich das Amt Rhede auf.
Im Landkreis Borken wurde die kommunale Neugliederung zuerst am 1. August 1968 im Raum Rhede umgesetzt. Die Neugliederungen anderer Orte im Landkreis Borken erfolgten am 24.06.1969.
Quellen:
Geschichte der Stadt Rhede, 2000, S. 382-394, 827-829
Verwaltungsstatistik Rhede, 1968/69
Unsere Heimat, Jahrbuch des Kreises Borken 1969, Kommunale Neugliederung
Auskunft und Beratung
Die im Stadtarchiv Rhede verwahrten Quellen lassen sich zu den verschiedensten Stadt- und heimatgeschichtlichen Fragestellungen auswerten: zur politischen, topografischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Stadt, zur Sozial-, Handwerks-, Handels- und Verkehrsgeschichte, zur Kunst- und Architekturgeschichte, Haus- und Bauforschung, Genealogie und Wappenkunde, ferner zur Geschichte von Rheder, Vereinen und Stiftungen und schließlich zu Personen und Familien, die in Rhede gelebt haben beziehungsweise einen Bezug zu Rhede haben.
Da sich Archivalien in der Regel nicht von selbst erschließen, erhalten Sie bei uns eine kompetente Beratung - schriftlich oder vor Ort in unserem Lesesaal.
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Je genauer Sie Ihre Fragen beziehungsweise Ihr Anliegen formulieren, umso gezielter können wir unsere Findmittel und Datenbanken durchsuchen und Ihre schriftliche Anfrage im Vorfeld Ihres Besuchs beantworten. Konkrete Fragestellungen sind auch im persönlichen Beratungsgespräch erwünscht und erleichtern uns, Sie bei Ihrem Forschungsvorhaben bestmöglich zu unterstützen.
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