Das Naturschutzgebiet Büngerner-Dingdener Heide ist die Geschichte einer Kulturlandschaft.
Was ist Natur, was ist Kultur, welche Rolle spielt der Mensch in dieser Beziehung? Gab es überhaupt jemals eine unberührte Natur oder hat der Mensch nicht stets die Natur "künstlich" verändert? Antworten auf diese Fragen lassen sich nur finden, wenn man den Blick auf die Entwicklung einer Landschaft und Region über mehrere Jahrhunderte richtet.
Das Naturschutzgebiet Büngerner-Dingdener Heide liegt nordöstlich des Hamminkelner Stadtteils Dingden und südlich des Rheder Stadtteils Büngern. Noch im letzten Jahrhundert erstreckte sich hier eine fast 500 Hektar große Heidelandschaft mit anmoorigen bis moorigen Teilflächen. Zu Beginn der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts tobte ein großer Flächenbrand in dem Gebiet. In der Folge begannen einheimische Landwirte mit der Kultivierung der Flächen.
Anfangs wurden die Landstriche extensiv bewirtschaftet, später, in den 70er Jahren, dann auch intensiv. Dies ging mit einer planmäßigen Entwässerung der anmoorigen und moorigen Flächen einher. Seit 1987 steht nun die Dingdener und Büngernsche Heide unter Naturschutz.
Informieren Sie sich auch auf der interessanten Internetseite der Kulturlandschaft - Dingdener Heide.
Die schrittweise Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung bot zahlreichen vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten hier ein neues Refugium.
In den Feuchtwiesen, Hecken, Krautsäumen und Feldgehölzen kann man seltene Vögel beobachten, doch auch Reptilien, Amphibien, Libellen, Heuschrecken und andere Insekten finden hier einen wertvollen Rückzugsraum. Hier befinden sich 208 Farn- und Blütenpflanzen, wovon 33 auf der roten Liste der bestandsgefährdeten Arten in NRW stehen.
Im März 2001 haben das Land Nordrhein-Westfalen, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung und der Naturschutzbund eine Kooperationsvereinbarung für die Büngerner/Dingdener Heide geschlossen. Ein Projekt, das die Beziehung von Mensch und Umwelt über die Jahrhunderte darstellt. In fünf verschiedenen Zeitzonen soll das Landschaftsbild, die Landnutzung, die sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Entwicklung in den vergangenen 650 Jahren möglichst authentisch dargestellt werden. Dazu gehört nicht nur die Beweidung mit alten Haustierrassen und einer Schafherde, sondern auch die Erforschung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Bevölkerung anhand von Archivalien und Quellen des Salm-Salm'schen Archivs, um so auch beispielhaft an einzelnen Familien und Höfen diese Entwicklung anschaulich machen zu können.